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Der IWF verknüpft wirtschaftliche Erholung mit Impfquote

Bei ungenügender Impfquote oder neuen Virusvarianten macht der IWF pessimistischere wirtschaftliche Prognosen und stellt weitere Lockdowns für 2022 in Aussicht.

Veröffentlicht am 24. April 2021 von KD.

https://corona-transition.org/der-iwf-verknupft-wirtschaftliche-erholung-mit-impfquote


In seiner neuen Weltwirtschaftsprognose von Anfang April 2021, World Economic Outlook – Managing Divergent Recoveries, scheint der Internationale Währungsfonds (IWF) nun ebenfalls zum Werbeträger der Impfstoffhersteller geworden zu sein. Ganze 98-mal kommt das Wort «vaccine» in der 170-seitigen Publikation vor. Äusserst bedenklich ist, dass der IWF darin die wirtschaftliche Erholung der Länder mit der Impfquote verknüpft:

«Diese Prognosen sind mit einem hohen Mass an Unsicherheit behaftet und bergen viele mögliche Risiken nach unten und oben. Vieles hängt noch vom Wettlauf zwischen dem Virus und den Impfstoffen ab. Grössere Fortschritte bei den Impfungen können die Prognose nach oben treiben, während neue Virusvarianten, die sich den Impfstoffen entziehen, zu einer deutlichen Herabstufung führen können.»


Quelle: IMF, World Economic Outlook, April 2021

Die Impfstoffindustrie hätte jedoch Probleme, jammert der IWF. Sie würden versuchen, die dreifache Menge an Impfstoffen zu produzieren, die in einem normalen Jahr hergestellt wird, doch sie seien dadurch mit grossen Herausforderungen konfrontiert, zum Beispiel mit Rohstoff-Engpässen.

Der Zugang zu Impfstoffen sei zutiefst ungerecht, moniert der IWF ausserdem, denn in Ländern mit hohem Einkommen, in denen 16% der Weltbevölkerung leben, seien 50% der Dosen im Voraus gekauft worden. Um die wirtschaftlichen Ziele – insbesondere für die ärmeren Länder – zu erreichen, fordert der IWF eine starke internationale Zusammenarbeit, was im Bereich der Gesundheitsversorgung bedeute:

«Eine ausreichende weltweite Impfstoffproduktion und eine flächendeckende Verteilung zu erschwinglichen Preisen sicherzustellen – auch durch eine ausreichende Finanzierung der COVAX-Einrichtung –, damit alle Länder die Pandemie schnell und entschlossen zurückschlagen können.»

Zur Erinnerung: COVAX ist eine im April 2020 von der WHO, der EU-Kommission und Frankreich gegründete Initiative, die es sich zum Ziel gesetzt hat, auch die Bevölkerung ärmerer Länder mit Covid-19-Impfstoffen zu versorgen. COVAX wird unter anderem von GAVI geführt, einer globalen, von der Bill and Melinda Gates Foundation finanzierten öffentlich-privaten Partnerschaft, mit der die Schweiz im Jahre 2009 ein Abkommen vereinbart hat, das ihr in der Schweiz fast vollkommene rechtliche Immunität gewährt.


Quelle: IMF, World Economic Outlook, April 2021

Und wenn nicht genügend geimpft wird, drohen laut dem IWF weitere Lockdowns bis 2022:

«Die Verteilung der Impfstoffe wird nach Regionen gestaffelt sein, wobei einige Länder die Krise viel früher beenden und neue Virusstämme gelegentliche und lokal begrenzte Lockdowns erzwingen, bevor Impfstoffe allgemein verfügbar sind.»
(… )
«In Schwellen- und Entwicklungsländern deuten die Daten zur Impfstoffbeschaffung darauf hin, dass ein wirksamer Schutz für den Grossteil der Bevölkerung auch im Jahr 2021 nicht verfügbar sein wird. Lockdowns und Eindämmungsmassnahmen könnten in den Jahren 2021 und 2022 häufiger erforderlich sein als in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften, was die Wahrscheinlichkeit mittelfristig schädigender Auswirkungen auf das Produktionspotenzial dieser Länder erhöht.»

In Anbetracht der bekannten mafiösen Methode des IWF, Druck auf Länder auszuüben, die in finanziellen Schwierigkeiten sind, um neoliberale Reformen durchzudrücken, kommt man nicht drumherum, in dieser Aussage auch eine implizite Erpressung zu spüren.

Der IWF verstrickt sich dann gleich in einen doppelten Widerspruch, indem er einerseits schreibt, dass Ungewissheit bezüglich der Wirksamkeit der Impfstoffe gegen neue Virusstämme bestehe, doch andererseits, dass «Verzögerungen bei der Verimpfung aller Teile der Welt» zu impfstoffresistenten Virusmutationen führen könnten. Man weiss also nicht, wie wirksam die Impfungen gegen angebliche neue Virusstämme sind, trotzdem soll das Fehlen der Impfstoffe zu impfstoffresistenten Mutationen führen können, wobei ja Resistenzen üblicherweise gerade dann entstehen, wenn eine Substanz benutzt wird, insbesondere wenn dies im Übermass geschieht, nicht wenn sie fehlt. Damit auch alles klar ist, beruhigt der IWF jedoch gleich:

«… neue Ausbrüche könnten überall und jederzeit beginnen, erneute Restriktionen könnten erforderlich werden, um die Übertragung zu verlangsamen.»

Der IWF schreibt weiter, dass die Ungewissheit über die Dauer dieses Stop-Go-Rhythmus andere Elemente schwer vorhersehbar machen werde. Wie das Ausmass des Schadens, die Stärke der privaten Investitionen sowie die Verlängerung der politischen Hilfsmassnahmen,

«da die Regierungen die Bereitstellung von Hilfsmassnahmen mit der Aufrechterhaltung von Spielraum für weitere Massnahmen in der Zukunft abwägen müssen.»

Die Aussichten würden laut IWF jedoch nicht nur vom Kampf gegen den Virus und von den Impfstoffen abhängen, sondern auch davon, wie effektiv die Wirtschaftspolitik die bleibenden Schäden dieser beispiellosen Krise begrenzen könne, sprich: Wie viel Geld man den zukünftigen Steuerzahlern dafür noch aus der Tasche ziehen kann. Viele Länder hätten nun einen engeren politischen Spielraum und höhere Schuldenstände als vor der Pandemie, schreibt der IWF.

Die Politik müsse daher gezielter vorgehen, um die Fähigkeit zur Unterstützung der Wirtschaftstätigkeit in dieser unsicheren Zeit aufrechtzuerhalten, während der Wettlauf zwischen dem Virus und den Impfstoffen weitergehe. Damit schlägt der IWF in die gleiche Kerbe wie die enflussreiche Group of Thirty (G30), die im Oktober 2020 empfahl, die in einer «Post-Covid-Welt» als nicht «nachhaltig» erachteten Unternehmen fallenzulassen.

Und um nicht auszulassen, worum es in der Publikation des IWF angeblich in erster Linie geht, prognostizieren die Wirtschaftsweisen für 2021 ein Wachstum der Weltwirtschaft von 6%, nach einem geschätzten Rückgang von -3,3% im Jahr 2020, sowie ein Wachstum von 4,4% für das Jahr 2022.

Dann nichts wie ab zum Impftermin. Oder vielleicht doch besser in die
Impfzentrale.



Quelle:

IMF, Worls Economic Outlokk – Manging Divergent Recoveries, April 2021