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Söder wirft Prof. Patrick Lütge aus Ethikrat – „seine Einzelmeinung provoziere“
Die bayerische Staatsregierung unter Markus Söder hat den Münchener Wirtschaftsethik-Professor Patrick Lütge aus dem Bayerischen Ethikrat entlassen. Seine Äußerungen seien nicht mit der „Arbeit im Ethikrat in Einklang“.
Das sagt viel über die Kritikfähigkeit unserer Regierenden aus uns lässt tief blicken.
Von Corona Blog Beitragsdatum 12. Februar 2021
Derzeit stehen viele Entscheidungen an, dir in der Gesellschaft höchst kontrovers sind: Impflicht für alle? Lockdown ja oder nein? Schulen öffnen oder geschlossen lassen? Es ist noch nicht allzu lange ist es her – am 01.10.2020 – da wurde der „Bayerische Ethikrat“ eingesetzt, um Ministerpräsident Markus Söder und die gesamte Staatsregierung in solch entscheidenden Zukunftsfragen unserer Gesellschaft zu beraten. Dazu beschäftigt er sich – laut Aussage der bayerischen Staatskanzlei – mit „der gesamten Bandbreite ethischer Fragen“.
Unglücklich nur, wenn die Ergebnisse dieser Beratung schon vorab festgelegt sind, bzw. diese „Beratung“ eigentlich nur den aktuellen Regierungskurs stützen soll. In die Reihe von Horst Seehofer, der für das Bundesministerium des Innern schon zu Beginn der Pandemie Studien mit vordefinierten Ergebnissen bei Wissenschaftlern bestellt und geliefert bekam, gesellt sich nun auch Markus Söder mit der gesamten bayerischen Staatsregierung.
Heute sind noch 17 Wissenschaftler aus ganz Bayern in ihm vertreten und sollen – ebenfalls laut der bayerischen Staatskanzlei – „das gesamte Spektrum ethisch relevanter Bereiche aus Theologie, Naturwissenschaft, Philosophie, Soziologie und Ökonomie in herausragender Weise repräsentieren“.
Bis zum 02.02.2021 bestand der Bayerische Ethikrat noch aus 18 Mitglierdern. Markus Söder und die bayerische Staatskanzlei haben dann, still und heimlich, vorbei an der Öffentlichkeit, Prof. Lütge aus dem Ethikrat geworfen. Einstimmig. Über eine Woche später, meldet auch der BR diesen ungeheuren Vorgang.
Schauen wir uns noch einmal eine Aussage von Prof. Lütge vom 23.01.2021 – also eine Woche vor seinem Rauswurf – an, also einer Zeit, als der BR ihn noch nicht komplett geächtet hatte und er in den Medien gezeigt wurde: https://www.youtube.com/embed/xd0ySUY–zs?feature=oembed
Lütge trifft hier Aussagen wie: „Das Durchschnittsalter der Corona-Toten liegt bei etwa 84 Jahren und da stirbt man an Corona oder auch an etwas anderem. So ist es nun einmal. Menschen sterben. Wenn Sie da ihre Voruntersuchungen verpassen, sterben Menschen an Herz-Kreislauf, an Krebs oder der Influenza, die plötzlich weg ist.“
Außerdem kritisierte er asymptomatische Coronatests, also das Testen von Menschen auf Covid-19 ohne Symptome:
Das ist komplett sinnlos und das hat man vor Corona auch nie gemacht.
Prof. Lütge zu „asymptomatischen Coronatests“
Solche Aussagen, die offensichtlich nicht ganz im Sinne des „deutschen und bayerischen Coronakurses“ sind, hält Markus Söder offenbar nicht aus.
Auch auf „Bitte“ der Vorsitzenden des Bayerischen Ethikrates, der ehemaligen Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler, wollte Lütge seine Ansichten nicht ändern wollte und wurde deshalb kurzerhand abberufen.
Markus Söder schickt seinen Freund und Staatskanzleichef Florian Herrmann vor, der den Rausschmiss in den Medien begründen soll. Dieser bezeichnet Lütges Aussagen als „verstörend“ und sagt weiter „seine Einzelmeinung provoziert häufig den Beifall von ausgewiesenen Corona-Leugnern und schadet somit dem Ansehen des Bayerischen Ethikrates“.
Lütge unterdessen sieht den Rauswurf eher gelassen und will ihn nicht kommentieren – der Rauswurf spreche schließlich für sich.
Recht hat er, der Rauswurf spricht für sich, aber er spricht auch Bände über das Selbstverständnis der bayerischen Staatsregierung, ihr Verhältnis zu Kritik und ihrem Anspruch an eine umfassende Beratung.
Wir wollen an dieser Stelle nochmal an das „Volkgsbegehren Bündnis Landtag-abberufen“ erinnern, das bei entsprechen großer Anzahl an Teilnehmern solch einem Treiben ein Ende bereiten kann.
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