Infektionsverstärkende Antikörper (oder Antiköper-abhängige Infektionsverstärkung – ADE) kann bei einer Vielzahl von Viren beobachtet werden. Es hat eine nachteilige Auswirkung auf die Bekämpfung von Virusinfektionen durch die Antikörper. Dieser Effekt wurde zum ersten Mal beim Dengue-Virus entdeckt, und inzwischen wurde er auch beim Coronavirus festgestellt. Bei Coronaviren ist es beispielsweise bei Katzen bekannt und stellte ein Problem schon bei der Entwicklung von Impfstoffen gegen SARS-1 dar.

Von Dr. Peter F. Mayer

In einem Artikel bei De Gruyter wird ADE beim Dengue-Virus und anderen Viren mit möglichen Auswirkungen auf die COVID-19-Behandlung diskutiert, und bei der Impfstoffentwicklung muss dieses Phänomen berücksichtigt werden, um sicherzustellen, dass es gemildert oder ganz vermieden wird. Bei diesen Fallbeispielen müssen die Rolle von ADE und ihre klinischen Folgen für dieses neu entdeckte Virus noch erforscht werden.

Der Antikörper bindet an das Virus, macht es unsichtbar für das Immunsystem und hilft ihm sogar dabei in die Zelle einzudringen.

Patienten, die sich bei einer Infektion mit einem anderen Stamm mit dem Coronavirus 2019 (COVID-19) angesteckt haben, sind potenziell anfällig für ADE. Derzeit sind sechs Stämme von SARS-CoV-2 bekannt, nämlich der L-, S-, V-, G-, GH- und GR-Stamm. Der L-Stamm war für die COVID-19-Infektionen in Wuhan im Dezember 2019 verantwortlich. In der Folge wurden weitere Stämme entdeckt; von diesen ist der G-Stamm für die am weitesten verbreiteten Infektionen verantwortlich.

Wenn also ein Impfstoffkandidat für SARS-CoV-2 spezifisch für einen bestimmten Stamm ist, kann eine anschließende Infektion mit einem anderen Stamm bei der geimpften Person möglicherweise ADE verursachen. Es sind also weitere Studien erforderlich, um herauszufinden, wie das Virus mit dem Wirt interagiert, was zu den großen Unterschieden bei den beobachteten Symptomen und der offensichtlichen geografischen Diskrepanz führt.

Sollte sich herausstellen, dass ADE ein Mechanismus der Pathogenese ist, müssen sowohl die Behandlungsmethoden als auch die Impfstoffentwicklung dieses Phänomen berücksichtigen, um sicherzustellen, dass es gemildert oder im Falle eines Impfstoffs ganz vermieden wird. In diesen Fällen müssen die Rolle der ADE und ihre klinischen Folgen für dieses neu entdeckte Virus noch erforscht werden. Die Forscher müssen das, was über ADE und Coronaviren bekannt ist, zur Kenntnis nehmen und bei der Entwicklung des Impfstoffs gegen SARS-CoV-2 mit äußerster Vorsicht vorgehen. Was offenbar schon angesichts der kurzen Zeit eher nicht passiert ist.

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